Das Genre der Rollenspiele findet in vielen Ländern dieser Welt allgemeinen Zuspruch. Und auch wenn es sich eher um eine Nische bei den Gesellschaftsspielen handeln mag, ist das Betreiben und auch eigene Entwickeln von Rollenspielen inzwischen weit verbreitet. Auch wir Deutschen haben schon einige Spiele selbst entwickelt, die sich im Laufe der Zeit immer beliebter wurden und das auch nach wie vor sind.
Midgard
Bei Midgard handelt es sich um ein Fantasy-Rollenspiel. Es wurde im Jahre 1981 von dem deutschen Mathematiker Jürgen E. Franke entwickelt und ist das erste deutschsprachige Rollenspiel aus Deutschland. Da es sich um ein Fantasy-Rollenspiel handelt, sollte es nicht weiter wundern, dass diese Spielwelt viele Parallelen zu ähnlichen Welten wie beispielsweise Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien hat. Die Spieler treffen nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Zwerge, Elfen, Trolle, Drachen und noch viele andere Wesen.
Im Gegensatz zu anderen Spielen ist Midgard kein stufenbasiertes System. Die von den Spielern zuvor erschaffenen Charaktere haben zwar eine Stufe, Grad genannt, diese ist aber nur ein Maß dafür, wie viel die betreffende Spielfigur in ihrem Leben bereits gelernt hat. Daher spiegelt die Grad-Zahl die Erfahrung des Charakters wider, ist allerdings nur selten eine Voraussetzung, um neue Dinge, in diesem Fall Magie oder andere Fähigkeiten, zu erlernen. In Midgard gibt es insgesamt fünfzehn unterschiedliche Klassen, denen der Charakter angehören kann. Diese legen aber nur fest, wie leicht oder schwer man bestimmte Sachen im Spielverlauf erlernen kann. Theoretisch können die meisten Fähigkeiten im Spiel von fast jeder Klasse erlernt werden. Zum Beispiel wird es mit einem Krieger wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, um das Zaubern zu erlernen, als es bei einem Magier der Fall wäre, andererseits ist es für den Magier schwieriger, den Kampf mit Waffen zu lernen.
Spezielle Varianten von Würfeln sind auch in Midgard wieder vorhanden. Das System verwendet folgende:
- Einen 100-seitigen Würfel (W100) – Wird meistens durch zwei W10 ersetzt.
- Einen 20-seitigen Würfel (W20)
- Den klassischen sechsseitigen Würfel (W6)
- Einen dreiseitigen Würfel (W3) – seit der neuesten Ausgabe von 2013
In der zweiten Midgard-Ausgabe aus dem Jahr 1985 wurde zum ersten Mal in einem Rollenspiel eine Trennung von Ausdauerpunkten und Lebenspunkten eingeführt. Erstere können im Laufe einer Partie stark erhöht werden, wobei letztere in der Regel so gut wie konstant bleiben. Das hat zur Folge, dass Charaktere hohen Grades nicht völlig gefahrlos Kämpfe bestreiten können, da es zwar länger dauert, bis sie erschöpft sind, aber trotzdem von einem kritischen Treffer genauso tödlich verletzt werden können wie Spielfiguren niederen Grades.
Das schwarze Auge
Das schwarze Auge ist ein Pen-&-Paper-Rollenspiel aus Deutschland. Das Spiel wurde 1984 von Ulrich Kiesow für den Spieleverlag Schmitt Spiele in Zusammenarbeit mit Droemer Knaur herausgegeben. Wie auch Midgard spielt es in einer Fantasy-Welt, die hier den Namen Aventurien trägt. Eine Welt, die von Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs und Ulrich Kiesow, dem geistigen Schöpfer des Spiels, entworfen wurde.
Die Spielercharaktere werden nach einem Punktesystem unabhängig vom Zufall generiert. Dabei kann der Spieler zwischen Spielrassen, Berufen, Kulturen und den daraus resultierenden Vor- und Nachteilen wählen. Starre Klassen der Charaktere, wie beispielsweise Krieger oder Magier, gibt es hier nicht mehr. Stattdessen ähnelt die Erschaffung in vielen Bereichen dem Generic Universal Role Playing System (GURPS, auf Deutsch „generisches, universelles Rollenspiel-System“). Die Eigenschaften, mit denen die eigene Figur ausgestattet werden kann, sind:
- Klugheit
- Mut
- Charisma
- Intuition
- Fingerfertigkeit
- Gewandtheit
- Körperkraft
- Konstitution
Ergänzt wird die Spielmechanik noch durch Talente (zum Beispiel Menschenkenntnis oder Schleichen), die dem eigenen Charakter eine zusätzliche Ausrichtung verleihen. Im Gegensatz zu den normalen Charaktereigenschaften hat man hier aber nur begrenzte Möglichkeiten, was die Auswahl angeht. Diese Talente ermöglichen es der Spielfigur, manche Situationen zu bewältigen, die auf dem ersten Blick oder nach dem ersten Versuch nicht zu meistern sind. Wenn es nun also zum Beispiel darum geht, an einer stehenden Wache unbemerkt vorbeizuschleichen und ein bestimmter Wert dafür mit den Würfeln erreicht werden muss, kann das Talent Schleichen dem Spieler bei einem nicht ausreichenden gewürfelten Wert doch noch zu einem Erfolg verhelfen.
Wie in einer Menge anderer Rollenspiele auch, erhalten hier Charaktere Erfahrungspunkte, mit deren Hilfe sich ihre Werte verbessern lassen. Solche Punkte können in Das schwarze Auge durch erfolgreiche Kämpfe, erreichte Ziele oder gelöste Rätsel erlangt werden.